Das Thema Anleinen spaltet die Wallerangler. Ich will hier jetzt auch gar nicht auf diese leidenschaftliche Pro und Contra Diskussion einsteigen. Lassen wir jeden Einzelnen selber entscheiden wie er mit dem Individuum Wels umgeht. Aber solltet ihr Anleinen, beachtet doch ein paar grundlegende Punkte. Diesen ersten und standardisierten Teil gibt es schon öfters und von grossen Namen publiziert. Schaden kann eine kurz gehaltene Wiederholung trotzdem nicht.
 
– Wählt den Platz zum Leinen mit Bedacht aus. Also genügend Tiefe und genug Strömung um Sauerstoff zu tanken und nicht soviel das der Fisch ins Seil gepresst wird. Der Platz sollte zudem frei von Hindernissen oder Faulschlamm sein.
– Genügend Seil geben damit sich der Silure ablegen kann. Modelle um die 15m sind ideal.
– Der Teil des Seils der direkten Kontakt mit den empfindlichen Kiemenbögen hat sollte gut gummiert sein.
– Im Idealfall ist ein Gummipuffer am Seil verbaut.
 
Der interessante Teil ist jedoch das „wie“. Dass man die Schlaufe durch das Maul in den Spalt zwischen dem äussersten Kiemenbogen sowie dem Deckel legt und dann wieder verschliesst, hat so ziemlich jeder schon einmal gehört. Der wichtige Punkt hierbei wäre aber, dass einseitiges Anleinen wenn denn nur in Verbindung mit einer kurz vor der Unterlippe befestigten Kabelbinder fischschonend ist. Kommt die Schlaufe in den Kiemen zu liegen kann der Fisch seinen Kiemendeckel nicht mehr schliessen. Genau das muss er aber um richtig Sauerstoff aufzunehmen. Es sollte also gewährleistet sein dass er seine Kiemendeckel öffnen und komplett schliessen kann. Ansonsten hängt der Arme völlig narkotisiert an der Leine. Er wird zwar nicht daran zu Grunde gehen aber konstanter Sauerstoffmangel ist garantiert auch nicht sonderlich gesundheitsfördernd. Ebenso kann sich die Schlaufe beim Einholen des Fisches verhängen. Bringt man dann durch eine überraschende Flucht des Welses (oder andere Unachtsamkeiten) zuviel Druck auf das Hauptseil, kann der Kiemendeckel am Ansatz einreissen. Klingt dramatischer als es ist – zumeist sind dies nur minimale Risse, aber auch wiederum hier gilt – besonders schonend ist dies nicht.
 
Der vorher schon erwähnte Kabelbinder der das Seil direkt am Unterkiefer fixiert hilft hier schon deutlich genau diesen Unfällen vorzubeugen. Noch besser ist es den Anleinvorgang über die „Zunge“ zu handeln. Der Waller hat im Mittelteil des Mundes einen Knorpel der von der Zahnplatte bis zum Schlund reicht. Er ist ziemlich hart da er aus Knochen- und Knorpelgewebe besteht. Genau diese Zunge bietet uns die Möglichkeit für ein schonendes Leinen. Man führt dazu das Seilende durch den Mund und vor dem ersten Kiemenbogen nach unten wieder aus dem Kiemendeckel heraus. Nun fährt man unter dem Kopf durch und führt ihn auf der anderen Seite von aussen nach innen abermals vor dem ersten Kiemenbogen wieder ins Maul ein. Man hat jetzt beide gummierten Seilenden parallel und die Zunge umfassend vor sich. Das Sichern bleibt gleich wie bei der herkömmlichen Variante und man kann hier auch auf den Kabelbinder verzichten.
 
Diese Anleintechnik garantiert dass sich nichts verhängt, die Kiemendeckel jederzeit geschlossen werden können und der Fisch am Seil gerade in der Strömung steht. Auch beim Einholen lässt sich der Silure deutlich besser führen und das Verletzungspotential ist massiv geringer. Man sollte an dieser Stelle noch auf ein, zwei Punkte des Seils bei dieser Anleinmethode eingehen. Dünne, aber hochwertige Seile aus dem Bergsteigerbereich sind ideal. Die Führungsschlaufe sollte wie bei Bootsseilen genäht anstatt geknotet sein. Diese zwei Punkte vereinfachen das hier doppelte Schlaufen durch die Kiemen enorm. Legt man nun über den Gummischutz des Seils, sowie die genähte Stelle noch einen Schrumpfschlauch gleitet das Ende ohne Widerstand (und vor allem ohne zu verhängen) durchs Wallermaul.
 
Die hier auf den Bildern dargestellte Variante des Seils kommt mit einer genähten Verbindung auf der Führungsseite aus. Man kann aber genauso gut das Mundstück mit zwei Schlaufen versehen und diese nach dem Einziehen mit einem Hauptseil sichern.
Das  Handling ist mit dem richtigen Seil nicht zeitintensiver als die herkömmliche/einseitige Variante. Wie fast alles ist auch hier der Ablauf nur eine Frage der Routine.
 

Anleinen über die Zunge

Auch hier wieder eine kleine Step by Step Bebilderung zum besseren Verständnis der Handgriffe beim Anleinen über die Zunge.

Wir fixieren das Tier mit der schwächeren Hand mittig vom Unterkiefer per Wallergriff. Wie immer sollten wir entspannt an die Sache rangehen, denn sind wir nervös ist es der Waller auch.

Wir suchen uns die Stelle zwischen dem letzten Kiemenbogen und dem Kiemendeckel aus. Exakt an dem Punkt wo dieses letzte Kiemenfenster auf die Zunge trifft finden wir eine kleine Vertiefung. Hier sollten wir mit dem Seil ansetzen.

catfishbrothers welsfischen welsangeln AnleintechnikWir schieben unser Mundstück vorsichtig mit leichten Druck von oben nach Unten durch den Spalt und versuchen dabei möglichst am Kiemendeckel entlang zu fahren. Um auf Nummer sicher zu gehen kann man einen Abgeschnittenen Fingerling eines normalen Gummi-Handschuhes über die Schlaufe stülpen. Auf dies Art und Weise ist es garantiert das wir die empfindlichen Kiemen nicht verletzen, in dem wir unabsichtlich mit dem kurzen Stück ungemantelten Seil-Materials der Schlaufe hängenbleiben. Gerade für die ersten Gehversuche gibt dieses kleine Gadget nochmals die Extra Portion Sicherheit.

catfishbrothers welsfischen welsangeln AnleintechnikDas Seil Ende tritt nun mittig am Unterkiefer im durch die Kiemen-Deckel gebildeten V aus.

catfishbrothers welsfischen welsangeln AnleintechnikWir heben nun den entgegengesetzten Kiemendeckel leicht an. So lässt sich wiederum die Spalte zwischen Deckel und dem letzten Kiemenstrahl eruieren. Das Seil wird nun einfach in entgegengesetzter Richtung eingeschoben. Der Effekt ist, dass wir die Zunge somit von unten umschliessen.

catfishbrothers welsfischen welsangeln AnleintechnikUnsere Schlaufe tritt nun im Mund wieder aus.

catfishbrothers welsfischen welsangeln AnleintechnikAls nächstes ziehen wir Behutsam die Mundschlaufe nach, bis wir die gleich langen Enden vor dem Kiefer fixieren können.

catfishbrothers welsfischen welsangeln AnleintechnikFür diejenigen die auf einen Karabiner verzichten möchten und eine Knotenlose Variante bevorzugen bietet sich folgender Vorgang an. Wir bilden aus dem Hauptseil eine Schlaufe und führen diese durch die zwei aneinander liegenden Schlaufen des Mundstücks.

catfishbrothers welsfischen welsangeln AnleintechnikDurch die nun entstandene Öffnung wird das komplette Hauptseil geführt.
Zieht man das Gebilde nun zusammen, entsteht eine sichere Verbindung. Der Vorteil dieser Schlauftechnik liegt darin, dass sie sich unter Druck nicht festzieht und somit jederzeit einfach wieder aufzuschlaufen lässt.

catfishbrothers welsfischen welsangeln AnleintechnikWie man sieht verläuft die Mundschlaufe nun die Zunge umfassend im Kiemendeckel Wulst. Sie kann sich also nicht durch äussere Einflüsse verhängen oder Verschieben. Ausserdem ist es gewährleistet das der Fisch die Kiemendeckel komplett schliessen kann. Es ist ihm also möglich seinen Sauerstoff Bedarf ungehemmt zu decken.
Nachtrag
-Auf der vorliegenden Bebilderung sehen wir die Seil Variante die durchgehend gebunden ist. Mit der separaten Mundschlaufe kann man den gleichen Ablauf jedoch genauso anwenden. Wenn man ein wenig Übung mit der Einzel- Version hat, ist es dann aber auch möglich beide Enden gleichzeitig von Unten am Kiefer gesehen einzuführen, was eine minimale Zeitersparnis mit sich bringt.
-Für die ersten Gehversuche mit dieser Anleintechnik ist es empfehlenswert, den Fisch im Flachwasser (wenn diese Möglichkeit nicht besteht auf der gewässerten Matte) abzulegen um den Lein-Vorgang durchzuführen. Wir ermöglichen uns so den Fisch zu drehen und sicherer die Mundschlaufe zu führen. Hat man eine gewisse Übung, sprich Routine funktioniert der Ablauf selbstredend blind und ist dementsprechend auch direkt am Boot mit dem Fisch im Freiwasser zu Händeln.
-Bei wirklich kapitalen Fischen ist ein entnehmen des Fanges aus der Schwerelosigkeit des Wassers nicht gerade förderlich da das hohe Eigengewicht, dass ausserhalb des Elements Wasser unweigerlich zum Tragen kommt, auf die Organe drückt. Hat man den Waller am Boot mit beschriebener Technik gesichert, bietet sich so die Möglichkeit den Fisch neben dem Boot zu Schleppen. Ich meine jetzt hier damit nicht, dass man den Fisch an voller Länge Seil irgendwo hinter dem Boot durch die Strömung zerrt. Vielmehr hält man kurz hinter der Mundschaufe das Seil fest und zieht den Wels behutsam bei geringer Geschwindigkeit neben dem Boot in Richtung seichtes Wasser. Im Idealfall verlässt der Fisch so nie sein Element bis zum Release.