Von Spuren und Pfaden

Normalerweise heisst es ja „die Wege die wir gehen“, aber da wir Welsfischer eher selten auf Wegen sondern eher in der Wildnis unterwegs sind, finde ich Pfade den treffenderen Begriff. Es sind auch nicht unbedingt die Tage am Wasser als solches welche einer Erfüllung des Hobbys am nächsten stehen – nein, es sind die einzelnen Momente während des Tages, die einzelnen Momente die entstehen während des Tuns.
Erinnert euch doch mal an euren ersten Trip oder mit welch stolzer Brust ihr die ersten Materialien gekauft und zuhause oder vor Kollegen präsentiert habt.
Erinnert euch doch mal den ersten Moment als ihr zum Beispiel den Po, die Saone, den Ebro oder welches Wasser auch immer als Welsgewässer wahrgenommen habt.
Waren da die Herzschläge schneller? Waren da die Bewegungen harziger und mehr von Ehrfurcht erfüllt als heute?
Wie waren die ersten Momente am Platz? Die Momente als euer damaliger Mentor euch gezeigt hat wie man die Steine zu binden hat, wie man die Montagen knüpfen muss (wobei ja knoten der falsche Begriff ist – es sind Windungen), wie man beim Biss auf der abgespannten Rute zu reagieren hat… Die Beispiele kommen euch in diesem Moment sicherlich selbst in den Sinn, während ihr meine Zeilen lest.
Doch was will ich eigentlich mit diesem Bericht? Was will ich euch sagen, erzählen oder näher bringen?
An und für sich eigentlich nichts ausser dem Bewusstsein für unser Hobby, dass wir nebst den Spuren auf dem Boden auf dem wir wandeln auch welche in der Landschaft hinterlassen.
Ich denke da zum Beispiel an unseren Müll. Und dies ist ein Weckruf an alle, nicht nur den den Welsfischer oder generell den Fischer.
Werden wir uns bewusst wieviel Ungewolltes wir der Natur hinterlassen oder gar antun, werden wir uns bewusst wieviel wir eigentlich falsch machen können!
Ich will hier nicht päpstlicher werden als der Papst aber nehmt euch  eine Minute und spielt eure Gedanken runter in dem ihr euch in den Moment versetzt wo ihr im Boot sitzt und einen verheissungsvollen Spot anfahrt. Was seht ihr in den Bäumen? Was hängt da alles?
Richtig! Reissleinen, Auslegerschnüre und allenfalls Ballone welche achtlos liegen oder hängen gelassen wurden. Ist das korrekt? Die Antwort kennt jeder von uns: Nein, natürlich nicht.
Also, wieder eine Spur; die 2te.

Dann geht es weiter in den dunklen Fluten unter uns wenn wir die Spots und nach den Welsen in den Kanten und Verstecken suchen.
Wir lassen unsere Blicke über das Echolot huschen und sehen Sand, Bäume und Steine.
Genau das ist der Punkt welcher als nächstes kommt.
Die Steine die wir versenken. Grundsätzlich ist das nichts was nicht in die Natur gehört und direkt von dort kommt, aber die „Verzierung“ rund um den Stein ist zu 90% nicht sehr natürlich.
Was ich schon alles gesehen habe was da verwendet wurde um die Steine so zu präparieren, dass wir die Reissleine montieren können. Das geht von Nylon-Schnüren bis hin zu Kabelbinder.
Stellen wir uns die Situation mal so vor: Wir sitzen zuhause auf dem Sofa und schauen eine Doku über die Verschmutzung unserer Gewässer vom Bach bis zum Meer und regen uns über Andere auf. Sind wir denn besser? Haben wir denn das Recht uns aufzuregen?
Im eng betrachteten Augenwinkel würde ich sagen nein. Im überspitzten Sinne – wandert denn nicht auch all unser Plastik-Scheiss von unseren Reissleinen, Kabelbindern, Plastikverpackungen aller Art irgendwann ins Meer? Ist es denn nicht auch so, dass wir genau unseren Teil an dieser Schuld tragen? Klar, man könnte jetzt sagen und denken, dass „Ich“ ja nur einen kleinen Teil dazu beitrage. Schauen wir es in der Menge unserer Besuche an unserem Wasser an und die Menge all jener die täglich und wöchentlich dieses Wasser besuchen, so ist es nicht mehr das Unwerk des Einzelnen sondern das Werk von uns allen.
Mein schlimmstes Bild war, als ich eine sterbende Barbe in einer Buhne an der Oberfläche im Überlebenskampf aus dem Wasser fischte, welche den Plastik einer 6er Bierdosenhalterung blutig eingeschnitten mit sich führte. Die Barbe überlebte es nicht… soweit das Ende.
Man soll jetzt nicht denken, es sei ja nur ein Fisch gewesen. Es ist ein Lebewesen. Ein Lebewesen, welches wir Fischer ja eigentlich lieben und unsere Passion danach richten.
Hierzu also mal ein Text mit einer etwas anderen Sicht der Dinge, die uns dazu bewegen soll, auch mal die Materialien zu hinterfragen welche wir jeweils benutzen.
Klar, die Reissleinen können wir nicht umgehen, können sie aber nach Verlassen das Platzes wieder von den Bäumen etc. entfernen.
Wir können auf natürliche Schnüre wechseln welche wir um die Steine wickeln und so weiter und so fort.
Wenn wir nur ein klein wenig bewusster mit unserem Lieblingssee/Lieblingsfluss umgehen ist mein Ziel erreicht. Es geht mir nicht darum euch einen Spiegel vorzuhalten sondern darum, dass wir der Natur ehrwürdiger und achtvoller entgegen treten und auf gewisse Bilder wie nach einem Hochwasser am Po verzichten können. Wer die Flut an Plastik und Müll schon gesehen hat die danach an den Dämmen liegt, ist schlichtweg fassungslos und ja, es ist mir bewusst, dass das nicht alles von uns Fischern ist.
Aber jedes Teil welches dort fehlt, vermisst man nicht.
So, dies war der 3te Pfad.
Nun belasse ich es mit meinen Worten und euren Gedanken.
Geniesst die Zeit am Wasser und tragt Sorge zur Natur, wir haben nur diese…

Réne Klay