Wer kennt es nicht, die Vorbereitung auf den Trip,
die Gedanken am letzten Arbeitstag schon immer wieder Abschweifend auf die kommenden Tage,
die letzte Nacht im „normalen“ Bett und schon tanzen die Welse im Traum am Haken und weniger wird es nicht wo unsere Gedanken und Ideen verrücktspielen.
So war es jetzt auch bei mir in Vorbereitung auf den letzten Trip, von dem ich effektiv erst den 3. Tag wieder zuhause sitze und versuche die Eindrücke in geschriebene Wörter um zu münzen.
Aber beginnen wir mal von Anfang wo wir am Lago angekommen sind, von dem Moment wo wir die Ruten von den Rutenbänder befreit, die Rollen aufgeschraubt haben.
Das Boot beladen, die Steine bereits für die Abriss und Umlenkleinen vorbereitet um am Platz möglichst noch in der fortschreitenden Dämmerung die Ruten vor Einbruch der Nacht ab zu legen.
Es ist Oktober und viel später als 18Uhr wird es nicht und die Sonne muss der Nacht und dem Mond weichen.
Am Platz angekommen, habe ich die Möglichkeit die Köder sehr nahe am Lotusfeld, in der Fahrrinne, am Totholz oder am Krautfeld zu präsentieren.
Ich schaue mir die Tiefen an und meine Entscheidung fälle ich Instinktiv entgegen den bisherigen Erwartungen; Unterkante Fahrrinne und Nähe Krautfeld.
Mein Mut sollte belohnt werden, nach 3 Stunden biegt es die Rute und der erste Wels des Trips landet mittels Unterkiefer-Griff im Boot.
Die Feuchtigkeit des Herbstes und die Dunkelheit der Nacht waren nebst meinem Kumpel die Begleiter auf dem Boot um den kurzen Drill für uns zu entscheiden.
Der Wels, ein wirbliger 1,30er der den Köderfisch wohl als Appetit-Happen vernaschte und nach kurzer Behandlung mit Care-Desinfektion wieder in die Dunkelheit entschwand.
Ja, richtig gelesen.
Beim Karpfenfischen verwenden viele tausend Angler und auch ich seit Jahren die Carp Care-Produkte um die zugefügten Wunden durch die Haken vor Entzündungen zu schützen,
die gleichen Medi‘s gehen auch für die langen Bartelfische. Weit verbreitet denke ich ist es jedoch nicht, macht euch doch mal Gedanken.
Wieso sollten wir dem Fisch nicht auch was Gutes tun nach dem wir eigentlich durch unser Hobby die Wunden verursachen.
Nach der kurzen Abschweifung möchte ich dann doch weiterführend berichten, dass wir in der darauffolgenden Nacht den Platz wechselten.
Der neue Platz ein grosser, offener Platz mit ausgedehntem Krautfeld in quasi Wurfdistanz, die ausgeprägte Fahrrinne unmittelbar vor unseren Füssen mit einer Tiefe bis auf fast 4m und natürlich wie es für den Lago typisch ist, die langen Schilfgürtel; Lotusfelder sind hier keine.
Wenn ich schreibe Lotusfelder, dann wissen jetzt schon sehr viele von euch, wo ich resp. wir gewesen sind.
Die Ruten gestellt um den Platz für den späteren Nachmittag vor zu bereiten, Köderfische haben wir noch genug und in dieser Nacht wollen wir es mit der vollen Anzahl an Ruten wissen.
Der andere Platz gab nicht alles her resp. es wäre nicht sinnvoll gewesen dort zu viele Ruten zu setzen, die Platzverhältnisse gaben es nicht her. Heute Nacht sollen es dann aber 9 sein; 2 Kollegen sind ja bereits seit Sonntag hier und wir stiessen gestern Abend erst dazu.
Die Ruten für diese Nacht mit sogenannten Ghost-Rig die zugleich auch als Kombi-Rig gefischt werden, die Längen habe ich angepasst, denn hier fische ich kürzer wir die meiste Zeit am Po.
Wieder sollte es die untere Kante werden, die abgelegte Schnur führen wir jedoch auf der Kante nahe dem Schilf hoch, eine weitere Ruten lenken wir mitten im Krautfeld an die Kante um und weitere Ruten folgen diesen Ideen bis schlussendlich auch noch eine im Busch an die tiefste Stelle der Rinne umgelenkt wird. Wir sind guter Dinge für die Nacht und die sollte uns nicht enttäuschen.
Den Tag typisch schweizerisch mit einem Raclette und Kartoffeln in den Klang der Nacht gebracht, brauchte es zwar 3 Umdrehungen im Schlafsack bis die erste Rute krumm ging und der Köder am umgelenkten Krautfeld vernascht wurde.
Wieder ein wirbliger Fisch, gute 1,40m und das gleiche Prozedere mit der Pflege.
Der Nebel umhüllte uns inzwischen und die Feuchtigkeit war noch viel intensiver als in der letzten Nacht, da waren wir noch geschützt von den Bäumen welche uns Schutz boten.
Die Nacht schritt voran und ein komisches Geräusch weckte mich aus dem Schlaf, ein Run? Ne, kann nicht sein, denn auf Karpfen fischten wir ja nicht aber das Knicklicht an der in 10m abgespannten Rute tanzte wild umher; die Gedanken gesammelt, rannte ich durch das Nasse gras, die Stirnlampe nicht richtig angezogen und schepperte mir mind. 2x an die Birne aber…..der Anschlag sass…..
Ja, er sass aber die musste die Spule halten und die durch den scheinbar grossen Wels weiter geführte Flucht nahm ihren Lauf.
Die Bremse war nicht sehr angezogen und so erlebte ich einen Run-Biss und brauchte wirklich einen Moment um die Situation ein zu ordnen.
Der Kumpel bei mir, stieg ich ins Boot und so folgten wir dem Wels hinterher.
Kontakt gefunden, die ersten Minuten des Drills gingen vorbei und ich drillte ein Monster, so kam es mir vor.
Nach einigen gefühlten Minuten kamen dann plötzlich 2 Absenksteine zum Vorschein, die 30er Leine knallte nicht und so hatte ich natürlich mindestens 2 Kilo und mehr Widerstand zum drillen.
In sanfter Art löste der Kumpel die Steine, die können wir wieder verwenden und der Fisch spürte die neue „Freiheit“ und gab nochmals Vollgas.
Nach der löserei der Steine, befürchtete ich schon, dass der Fisch wohl doch nicht so schwer & Gross sein würde, wurde aber sehr schnell eines anderen belehrt, der Wels zog unmissverständlich das Boot von der Einen auf die andere Seite des Abschnitts.
Der Drill, herrlich und streng, durchbrach nachdem die Blasen den Weg an die Oberfläche gefunden haben, ein schöner 2.30er die Oberfläche, ein schöner Schädel erschien im Licht der Stirnlampe und der gebührende Schrei der Erlösung, konnte ich mir nicht verkneifen.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt, ab an die Leine (es war weit nach 2Uhr) und mit den ersten Sonnenstrahlen durfte ich den schönen in die Linse zeigen um dann gleich wieder dem Lago zu übergeben.
Spannende Zeilen welche ich eigentlich gar nicht so lange gestalten wollte aber dann doch von der noch frischen Erinnerung eingeholt wurde.
Was ich eigentlich in diesem Bericht hervorbringen wollte oder möchte ist, dass einerseits der Respekt vor dem Lebewesen gewahrt, die Möglichkeiten vielfältig genutzt und altbewährtes mal angepasst werden soll.
Never Change a winning Team, heisst es so schön, das ist grundsätzlich richtig, jedoch funktioniert nicht immer Alles Überall.
Und getreu nach diesem Motto, versuchten wir uns mal mit kürzeren Vorfächern, anderen Haken, anderen Plätzen und anderer Präsentation resp. Umlenkung der Montagen.
Es funktionierte einiges und nicht Alles an diesem Trip und auch wenn die Fische nicht Grössten waren, war die Freude über die Fänge viel Grösser und Erfolg beflügelt.
Es müssen nicht immer die Grossen sein, den richtigen Platz, die richtige Montage, den richtigen Köder im richtigen Moment und der Erfolg wird Dich, Mich belohnen.
Mit der Freude am Experiment fingen wir in 3 Nächten dann 6 Welse.
Es mag nun Leser geben die das als Wenig empfinden, es mag nun Leser geben die das als Viel empfinden, schlussendlich egal. Der Moment am Wasser, die gemeinsame Zeit mit Freunden mit schönen Fischen, was gibt’s mehr fürs Fischer-Herz?!
Ich hoffe, dass ich euch mit diesen Zeilen gefunden habe, es euch gefällt und ihr euch beim nächsten Trip vielleicht getraut, was anderes aus zu probieren.
In dem Sinne, wünsche ich euch stets tolle Momente am Wasser.
Euer Rönner von den Catfishbrothers