Die ersten Stunden des neuen Tages umhüllen die Landschaft in einen sanften Nebel welcher das Licht der Sonne magisch über die Wiese fallen lässt. Die Sonne vermag die Umgebung noch nicht zu erwärmen, der Umhang des Nebels ist für dieses Unterfangen noch zu mächtig. So huschen wir nochmals tiefer in den Schlafsack und versuchen dem Erwachen noch 2,3 Minuten ab zu gewinnen um noch nicht die Wärme mit der Kühle des Morgens zu tauschen. Die Nacht war geprägt von schreienden Fasanen in den umliegenden Büschen entlang des Naturufers wo wir unsere Ruten abgespannt haben, so fühlten sich wohl auch die Reiher in der naheliegenden Umgebung aufgefordert ihr Geschreie gleich zu tun und uns immer mal wieder „wach“ zu halten. Der Schlaf ist so wie so Nie der Gleiche wie wenn man Zuhause gemütlich in der eigenen Koje liegt als wenn man über die abgespannten Ruten entlang der Fluss- oder See-Landschaft „wacht“. Die Rutenständer nah am Ufer und Schilf an unserem Platz in den weichen Boden getrieben, die Schnur kurz vor den Füssen mit dem Clip „abgesenkt“, so stehen sie auch heute Morgen noch in Reih und Glied, mit der Ausnahme der Einen welche sich diese Nacht noch verneigen durfte. Doch der Reihe nach…………………
Als wir mit dem Auslegen begonnen haben, waren wir voll der Zuversicht auf eine erfolgreiche Nacht und allenfalls schon im Zeitraum der Dämmerung wenn die Sonne und der Mond für den Schichtwechsel abklatschen. Wir fischen die Köderfische in dieser Zeit eher in der Grössenordnung von max. 25cm in der Form eines gepunkteten Edelfisches. Den Einzelhaken im Maul, den Zwilling in die Flanke und nur quasi in die Haut geritzt, brachte und die letzten Trips schon sehr gute Fische und so ziemlich jeder Biss brachte auch Fisch. Die Montagen sind aus 1-1,2er Mono, im Bereich der Haken jedoch, knüpfen wir mit Geflecht um den Köderfischen die angeborene Agilität nicht zu nehmen und ihr verführerisches Spiel nicht ein zu schränken. An den Kanten und unter den Kanten befinden sich unsere Köder in einer Tiefe von max. 3.3m diese Tage. Wir haben zwar für Test-Zwecke auch auf bis 5m gefischt, doch das brachte gar nichts und der Köderfisch kam nach den üblichen Stunden wieder unversehrt nach Oben und wurde entweder frei gelassen oder wenn noch Top-Fit mit der Montage an einen vielversprechenderen Platz um platziert. Das übliche Prozedere mit dem Binden der Steine, mit der Anbringer Ei der Reissleinen und der Umlenk-Clips, dass erspare ich euch jetzt mal, denn das kennt ihr ja selber schon auf dem FF. Dem Köderfisch die letzten aufmunternden Worte mit auf den Weg in die Tiefe gegeben, entlassen wir die Montage und lassen die Hauptschnur sanft durch unserer Finger gleiten um den Stein so kontrolliert wie möglich an der gewünschten Stelle zu platzieren. Ein sanftes und dumpfes Gefühl in der Hand, den Fingern und wir wissen, der Stein hat den Grund erreicht und hat sich sogleich leicht in den Untergrund gedrückt von der Reise in die Tiefe.Die Rutenspitze in Richtung des Steins, den Bügel bei der Statio oder die Bremse bei der Multi offen und wir fahren mit dem Boot in Richtung des Platzes wo unsere Rutenständer stehen. Die Umlenkung haben wir entweder vor oder nach der Steinablage „organisiert“ und mit der Absenkung der Schnur ist eine weitere Rute bereit für den Tanz mit den „Bartel-Katzen“. Die Ordnung am Platz, ein wichtiger Teil unserer Fischerei um im Fall der Fälle alles Griffbereit zu haben ist das A und O und so kümmern wir uns nach dem setzen der Montagen, nach dem Versorgen der Köderfische und unserem Wohl um den Platz und die baldige Nacht um nicht über Tackle so stolpern wenn es dann los geht. Mit der fortschreitenden Dämmerung montieren wir die Knicklichter, resp. knicken die Teile um den Rutenspitzen das magische Etwas zu verleihen. Ich für meinen Teil finde das halt einfach schon ziemlich Geil wenn da ein kleines Geldes an der Spitze leuchtet. Nur so nebenbei bemerkt. Wir liegen gemütlich in der Liege, sprechen noch etwas über den Tag, freue uns auf die Nacht als in der mittleren Rute ein leises Ring Ring die Glocken erklingen lässt. Ist das Jemand nervös oder schwimmt was in der Umgebung des Köderfischs umher was ihm Angst/Unwohlsein bereitet? Man weiss es nicht so genau und nach nur einem kurzen Bimmeln, sind die Gedanken schnell wieder bei dem vorherigen Thema. Als jedoch nach wenigen Momenten die gleiche Rute wieder in Bewegung gerät, die Glocke ein wenig mehr erklingen lässt, fühlen wir uns in positiver Weise genötigt unsere Blickrichtung zu ändern und dann doch bereit zu sein wenn es beissen sollte. Mit dem zweitletzten Licht der Abendsonne verneigt sich dann doch plötzlich die Rute und der Köderfisch findet einen Abnehmer. Mögen die Spiele beginnen.
Der Kontakt ist schnell gefunden, die Bremse kreischt nur kurz auf, es scheint kein Riese zu sein aber dennoch führte seine erste Flucht in das grosse Krautfeld welches in unserer Richtig vor dem Köderfisch lag. Die Rute zwischen den ersten kleineren Krautfeldern neben dem erwähnten grossen Krautfeld wo wir die Welse am umherziehen vermuteten. Wir sollten Recht behalten.
Der Fisch im Krautfeld und es ging nichts mehr, ab ins Boot, das kalte Bier musste für „2 Minuten“ warten und wir kamen dem Krautfeld näher. Auf Bug-Plattform des Bootes lege ich mich hin, versuche das Kraut auf die Seite zu drücken und arbeite mich langsam in die Nähe des Welses. Die ersten Gedanken waren an den Verlust des Fisches geknüpft weil es doch mehr als 2 Minuten dauern würde und kaum die Angst des Verlustes verdrängt, spürte ich ein ziehen und winden, der Wels war noch am Haken. Die Arme im Kraut, die Hände beschäftigt mit der Befreiung vom Kraut schlug neben mir plötzlich der wirbelige Wels mit der Schwanzflosse an der Oberfläche und ich wusste, er war befreit und der eigentliche Drill konnte weiter gehen. Wenige Zeit später, kam ein heller, gelblicher Wels zum Vorschein und die Färbung war einfach herrlich in den allerletzten Helligkeit dieses Abend. Der Wels mass ca. 1.40m und wir waren Happy begann der Abend so verheissungsvoll und noch bei „Tageslicht“. Abgeklatscht mit einem High-Five, dem obligaten Schmatzer für den Wels, liessen wir den kleinen Flitzer wieder zurück in sein Element und fuhren Glücklich über diesen frühen Fisch zurück an den Platz zu den beiden Kumpels welches das Geschehen aus der Distanz verfolgten. Die Rute wieder am Platz, die Montage vom restlichen Kraut befreit, entnahmen wir dem Setzkescher einen nächsten Köderfisch und brachten die Rute im dem ersten Schein der Stirnlampen neu aus. Kaum an Land und wieder auf der Liege um die Reste des Abendessens noch rein zu hauen, klingelte die nächste Rute, die am Weitesten abgelegte Rute, mit Umlenkung und 2 Absenksteinen um den Booten in der Fahrrinne kein Hindernis zu bieten. Der Köderfisch an dieser Rute, kein Riese doch schon beim Ablegen verspürt, der hat Power und so überraschte uns diese kurze Aktion nicht sehr. Es sollte jedoch für die nächsten Stunden die letzte Aktion gewesen sein, denn der nächtliche Umhang legte sich über den See und es wurde leiser. Das trockene Gras und Schilf knirschte (oder wie man dem auch immer sagt) als wir zu den Ruten liefen und quasi die Schlusskontrolle vor der Nacht machten. Die nächsten 2 Stunden sind schnell erzählt denn nach dem heissen Tag und den vielen Eindrücken legten wir uns nacheinander auf die Liege, nach und nach fielen wir in das Land der Träume und es wurde Ruhig um unseren Geist.
In meinem Traum hörte ich nur ein leises Surren, ein lauteres Surren irgendwie erwachte ich als ich dann auch die Glocke vernahm. Komisch, ich sehe aber gar nichts, kein Knicklicht wackelte umher und aber das Geräusch war noch immer da. Den Gedanken nicht verdrängen zu können, stieg ich aus meinem Schlafsack und kaum stand ich neben der Liege, sah ich, dass eine Rute in tiefer Verbeugung in Richtung abziehendem Wels zeigt und aufgrund der doch offenen Bremse nahm dieser viel Schnur. Ein Wels der so abzieht? Hatte ich bis jetzt noch nie erlebt aber kaum hatte ich die Rute aus dem Rutenständer gezogen, die Hand um den Spulenkopf gelegt und einen Anschlag setzen wollen, merkte ich, dass es beim Versuch blieb. Ein absolut heftiger Biss welchen ich so in den letzten Jahren noch nie so erleben durfte dann ein Anschlag war unmöglich und beim zu drehen der Bremse wurde ich kurz einen Schritt nach vorne gezogen als ich den Druck aufbauen wollte. Die Rute nach wie vor in die gleiche Richtung zeigend und ich gleicher Halbkreis-Stellung bemerkte auch mein Kumpel, dass da was los ist und kam mit dem Boot zu mir. Auf dem Wasser konnte ich dann etliche abgezogene Meter an Schnur zurück gewinnen und spürte, dass da ein Grosser in der Tiefe wütete. Nach einigen Minuten im Nebel welcher in der Nacht aufgestiegen ist, spürte ich einfach nur ein Gewicht und ein Absenkstein kam im Scheinwerferlicht langsam an die Oberfläche und ich dacht nur, scheisse Alter, Du hast nen Stein gedrillt. Den Stein gelöst, die Gedanken wieder im Drillmodus, ging es weiter doch es war leichter geworden, die Bewegungen nicht mehr in dieser Schwerfälligkeit. War da ein u2er eingestiegen und nur aufgrund des Steines waren meine Gedanken beim 2++? Es brauchte nur wenige Sekunden, als spürte der Wels meine Angst um seine Grösse denn es ging Schlagartig in die andere Richtung. Die Rutenspitze fast unter das Boot gezogen vermochte der Wels das Boot zu drehen und ich bewegte mich schlagartig wieder zur Plattform des Bootes vor um besser reagieren oder den Takt angeben zu können. Etliche Fluchten und etliche Schläge welche ich in diesem Drill parieren durfte, kamen dann abgelassene Blasen aus der Tiefe empor und wir wussten, lang geht dieser Tanz nicht mehr. Falsch gedacht und wir wurden ein zweites Mal eines Besseren belehrt denn der Kontrahent zog nochmals vehement ab und zog wieder Schnur von der inzwischen wieder leicht geöffneten Bremse. Das Lied der Fin Nor ist zwar ein Schönes aber doch nach Minuten des Kampfes, angestrengten Fluchten in Richtung Schilf, in Richtung des unterspülten Ufers gab der Wels dem Druck der Rute allmählich nach und ein dicker Schädel durchbrach die Oberfläche des Wassers. Yes, ein Grosser und stattlicher Kerl zeigte sich in voller Länge im Lichtkegel unserer Stirnlampe. Wie lange der wohl sein mag? Unsere Gedanken schlugen Purzelbäume, die Freude war einfach nur Riesengross und nach dem ersten Klatscher auf den Schädel der grossen Schönheit, griff ich beherzt zu und mit einem leicht angestrengten Ächzer, zog ich den Fisch über die Bordwand und vor mir lag ein 2.40er in voller Pracht. Der Einzelhaken sass perfekt im Mundwinkel und der Zwilling sass leicht im Maulinnern fest, der Fisch wäre Nirgends mehr hin gegangen. Der getupfte Edelfisch hat seine Wirkung einmal mehr nicht verfehlt.
Der fast schon obligate Schrei in die Nacht, die Antwort aus der Entfernung der am Ufer gebliebenen Kollegen hallte ebenfalls durch die Nacht und wir fuhren durch die Nacht, den Nebel zurück an den Platz. Die Freude noch immer Riesengross, den Wels an die Leine und wir legten uns nach wenigen Minuten und dem langsam sinkenden Adrenalin zurück in den Schlafsack um mit einem Lächeln ein zu schlafen…..
So dann geht die Geschichte weiter mit dem Anfang dieses Berichts, als die ersten Stunden des neuen Tages………………………
Gruss
Euer Rönner